Reinbek will für Flüchtlingsheim 12.000 qm Wald roden

Die Stadt Reinbek plant für ein neues Flüchtlingsheim eine 12.000 qm große Waldfläche zu roden.

Die Entscheidung, Wald für die Unterbringung von Geflüchteten zu roden, wirft zahlreiche Fragen auf, die von ökologischen bis hin zu sozialen und finanziellen Aspekten reichen.

Waldrodung in Reinbek für Flüchtlingsheim sorgt für Kritik
Waldstück in Nähe der Carl-Zeiss-Straße in Reinbek. Foto: earth.google.com

Stadt Reinbek plant Abholzung von Wald für neues Flüchtlingsheim

In der Stadt Reinbek sorgt die geplante Errichtung einer Notunterkunft für Diskussionen. Grund für den Unmut ist vor allem die damit verbundene Abholzung von rund 12.000 Quadratmetern Wald am Rand des Gewerbegebiets „Alte Stadtgärtnerei“. Die Stadtverordneten haben kürzlich dem Bauvorhaben zugestimmt, da der Platz dringend benötigt werde, um den prognostizierten Anstieg der Flüchtlingszahlen zu bewältigen. Laut Angaben der Stadtverwaltung werden bis Ende des Jahres etwa 50 zusätzliche Geflüchtete erwartet, die untergebracht werden müssen.

Steigende Flüchtlingszahlen setzen Kommunen unter Druck

Wie Torsten Christ, Amtsleiter der Stadt Reinbek, gegenüber dem Hamburger Abendblatt betonte, sei auch für das kommende Jahr keine Entspannung der Situation zu erwarten: „Es ist nicht davon auszugehen, dass wir 2025 weniger als 150 Menschen aufnehmen müssen.“ Diese Prognosen setzen die Kommunen unter enormen Druck, kurzfristig geeignete Flächen für Unterkünfte zu finden. Der geplante Standort am Ende der Carl-Zeiss-Straße scheint aus Sicht der Stadtverwaltung eine praktikable Lösung darzustellen, obwohl dieser erhebliche Herausforderungen mit sich bringt.

Grüne üben Kritik am Standort

Die Grünen vor Ort äußern deutliche Bedenken bezüglich der geplanten Rodung. Der Fraktionschef der Grünen, Günther Herder-Alpen, äußerte sich kritisch gegenüber dem Hamburger Abendblatt: „Das wird mit Sicherheit nicht schnell gehen, diesen Standort zu entwickeln.“ Besonders problematisch sei, dass weder eine Anbindung an Energie- und Wasserversorgung noch ein Abwasseranschluss vorhanden seien. Der Standort sei somit nicht nur schwer zu erschließen, sondern auch kostspielig in der Umsetzung. Darüber hinaus wird die Rodung von 12.000 Quadratmetern Wald von vielen als unverhältnismäßiger Eingriff in die Natur betrachtet. Dies erfordert von der Stadt umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen, die zusätzlich mit hohen Kosten verbunden sein könnten.

Offene Fragen zur Kapazität der Unterkunft

Ein weiterer Diskussionspunkt ist die unklare Anzahl an Plätzen, die in der geplanten Unterkunft geschaffen werden sollen. Trotz der Dringlichkeit der Entscheidung haben sich die Stadtverordneten bisher nicht festgelegt. Angaben zufolge könnte die Kapazität zwischen 50 und 200 Personen schwanken. Brigitte Bortz (CDU), die Bürgervorsteherin der Stadt, verteidigt die Entscheidung und erklärt: „Wir brauchen Plätze für die Geflüchteten.“ Sie betont, dass man mit der Offenlegung der genauen Zahlen noch warten wolle, um sich flexibler gegenüber den Genehmigungsbehörden positionieren zu können.

Wald als politischer Zankapfel

Die Entscheidung, für die Errichtung des Flüchtlingsheims rund 12.000 Quadratmeter Wald zu roden, ist besonders kontrovers. Wälder spielen eine wichtige Rolle für das lokale Klima, die Luftqualität und die Artenvielfalt. Viele Anwohner sind besorgt, dass durch die geplante Abholzung ein wichtiges Stück Natur verloren gehen könnte. In Zeiten, in denen Nachhaltigkeit und Klimaschutz zunehmend an Bedeutung gewinnen, wirkt diese Maßnahme konträr zu den Zielen der Umweltpolitik.

Dennoch gibt es Stimmen, die den Standort als notwendiges Übel betrachten, um der wachsenden Zahl an Geflüchteten gerecht zu werden. Insbesondere in Anbetracht der angespannten Wohnsituation in der Region wird die Notwendigkeit zusätzlicher Unterkünfte immer deutlicher. Die CDU, FDP und SPD haben sich daher gemeinsam für den Bau des Flüchtlingsheims ausgesprochen.

Ein teurer Kompromiss

Die Stadt Reinbek steht nun vor der Herausforderung, die Anforderungen an eine menschenwürdige Unterbringung mit den berechtigten Umweltschutzbelangen in Einklang zu bringen. Der geplante Bau auf einer so großen Waldfläche wird nicht nur finanziell, sondern auch politisch und gesellschaftlich ein umstrittenes Thema bleiben. Viele Fragen, wie die genauen Kosten und die künftige Nutzung des Standorts, bleiben vorerst unbeantwortet. Klar ist jedoch, dass die Stadt Reinbek in den kommenden Monaten eine Lösung finden muss, die sowohl den Bedürfnissen der Geflüchteten als auch den Anforderungen des Umweltschutzes gerecht wird.

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